Die Jahre 1800 bis 1900
Die Diskusssion um den Durchstich lebte 1801 wieder auf, denn König Gustav Adolph IV. von
Schweden forderte im Jahre 1801 die Bewohner der Städte auf, Vorschläge zur Entwicklung der Städte zu machen, als die Barther Brauer- und Kaufmannskompagnie den Umstand zur Sprache brachten, daß die
Stadt keinen Zugang zum offenen Meer habe. „Auch fehlt es der Stadt an einem Hafen, wegen Süchtigkeit des Wassers, und die Schiffe werden 3 Meilen von der Stadt im Gellen beladen, wohin das Korn von
hier auf kleinen Leichterschiffen gebracht werden muß.“, so heißt es. „Man schlug die Anlegung eines Hafens zu Prerow [vor], welche nicht nur für Barth, sondern auch für alle auf der Ostsee
handelnden Nationen vortheilhaft sey …". Aber der König wollte die Kosten nicht allein tragen, Barth wollte gar nichts dazu geben, und die Sache unterblieb. (21, S.217)
Mit Beginn des 18. Jahrhundert wuchs der Seehandel der Stadt Barth , wobei überwiegend der Durchgang bei Barhöft genutzt wurde. Das jedoch nicht ohne Gefahren, da das ungekennzeichnete Fahrwasser nur von ortskundigen Seeleuten ohne Gefahr befahren werden konnte. Es entstanden die ersten Werften für größere Schiffe.
Gab es schon vor dem Anschluss Vorpommerns an Preußen im Jahre 1815 (davor war Vorpommern fast 200 Jahre unter
schwedischer Herrschaft) eine bemerkenswerte See- und Fischerreiwirtschaft, so entwickelte sich die Boddenregion Barth mit den Gemeinden Prerow, Zingst und der Stadt Barth nach dem Anschluss an
Preußen zu einer aufblühenden Wirtschaftregion des Schiffbaus, der Reedereien und der Fischerei.
Im Jahre 1872 gab es fünf Werften und 18 Reedereien. Mit der Anzahl ihrer Schiffe nahm die Stadt die zweite Stelle in
Preußen ein. Eine Königliche Navigationsschule bildete von 1863 bis 1924 Steuerleute und Kapitäne aus. Barth nannte sich stolz "See- und Handelsstadt". (vgl.
1)
Ähnlich entwickelte sich auch die Seeschifffahrt in Zingst. Dabei mussten die Zingster Seefahrer um Seeschifffahrt ausüben zu können, Bürgerrechte einer Stadt, in diesem Fall der Stadt Barth
erwerben. Das Jahr 1877 gilt als der Höhepunkt der Entwicklung der Seeschifffahrt im Barther Raum. Es waren 289 Schiffe registriert, davon 169 seegehende. (vgl.19)
Im Zuge der großen Sturmfluten 1872 und 1874 in denen der Prerower Strom unpassierbar wurde, kam auch in der preußischen Zeit die Sache "Durchstich" wieder in die Anregung, und wurde von den Behörden keineswegs für unausführbar gehalten. In einem nicht bekannten Umfang wurde 1874 ein Durchstich diskutiert, der u.a. zu einer Planung des entstehenden Kanals führte, für den ein begleitender Deich mit einer Höhe von 2,50 m über dem mittl. Wasserstand vorgesehen wurde. (vgl. 23)
Doch durch den zunehmenden Welthandel wuchsen die Nordseehäfen, während die Ostseehäfen, als
kleines Binnenmeer, mit den winterlichen Vereisungen und den gefährlichen Routen über Belte und Sunden schlechte Voraussetzungen hatten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Boddenregion hatte
zudem noch mit den relativ flachen Gewässern zu kämpfen. Die Tiefen der Fahrwasser waren zu gering um größere Schiffe für schwere Lasten auf den Werften von Zingst und Barth zu bauen. Schon in
der Vergangenheit mussten die Schiffe bei Gellen geleichtert und die Lasten auf größere Schiff umgeladen werden.
Die Segelschifffahrt- und Seewirtschaft der Boddenregion erfuhr einen drastischen Abschwung. Viele Reedereien verlagerten Ihre Kontore an die Nordsee. Stattdessen wuchs die Fischereiwirtschaft und
die Küstenschifffahrt. Letztere leistete Zubringerdienste für die kleineren Häfen. (vgl. 19)
Um den Niedergang zu stoppen wurde 1895 ein Fischereiverein gegründet. Er bat 1896 den Magistrat (Barth), dass zur Hebung der Binnenfischerei eine Verbindung der Binnengewässer mit der Ostsee
durch die Öffnung bei Straminke hergestellt würde, …… (vgl. 3)
Aus den Akten des Stadtarchivs Barth ist nicht erkennbar, wie der angestoßene Vorgang sich weiterentwickelte. Ein Dokument läßt jedoch darauf schließen, dass eine Ablehnung des Vorhabens seitens des Regierungspräsidenten Stralsund erfolgte.