Ostseehafen Barth

Auch nach der Beendigung des Trajektverbindungs-Projektes blieb die Diskussion um einen Durchstich allgegenwärtig. Es gab auch Diskussionen zur Öffnung des Prerow-Stromes, die sich jedoch im StA Barth nur sehr unvollständig wiederspiegeln. Interessant mag jedoch ein Schreiben des Kreisausschusses des Kreises Franzburg-Barth vom 4. November 1933 sein, wo es heißt, daß sich der Ort Prerow mit etwa 2000 Einwohnern „größtenteils durch Vermietung an Badegäste pp. Ernährt und durch die Öffnung des Prerow-Stromes der Badestrand höchstwahrscheinlich verunreinigt und als Badestrand wenig geeignet sein wird.“ In umfangreichen Analysen der Ministerien für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, für öffentliche Arbeiten und für Handel und Gewerbe wird zudem immer wieder auf die Gefahr der Versandung des Hafens bei Prerow hingewiesen. (26, Bl. 6ff.) Ansonsten werden natürlich immer wieder in vielen Gutachten und Denkschriften die Vorteile hinsichtlich der Arbeitsmöglichkeiten der Bewohner der umliegenden Dörfer, die Verbesserung der Wasserqualität usw., alles was auch in den Gutachten zur Öffnung der Straminke angeführt wird, herausgehoben.

 

Besonders intensiv wurde hingegen der Straminke-Durchstich mit Fischereihafen verfolgt. Am 31. Januar 1935 legte das Wasserbauamt Stralsund-West einen allgemeinen Entwurf vor. Neben einem Schiffahrtskanal sah dieser noch einen verschließbaren Flutkanal vor zur Auffrischung des Boddenwasser und einen vor der Düne befindlichen Liegehafen vor. Im April 1935 stellte der Landrat von Franzburg-Barth fest, daß gegen einen Durchstich keine Bedenken erhoben werden können. Im Gegenteil könnten damit negative Veränderungen der Wasserqualität des Boddens und des Fischbestandes, wie sie durch den Verschluß des Prerow-Stromes 1873 eingetreten seien, rückgängig gemacht werden. Diese Stellungnahme war offenbar in Vorbereitung auf eine hochkarätig besetzte Runde am 18. Juni 1935 tagte. An jenem Tag trafen sich in Zingst zu einer Besprechung Vertreter im Range von Ministerialräten, Oberregierungsräten, Regierungsräten, Ober — Räten, Präsidenten, Vorsitzenden, Bürgermeistern usw. des Reichsverkehrsministerium, R.-Min. für Ernährung und Landwirtschaft, Wasserbaudirektion, Regierung Stettin, Bauamt Stralsund, Arbeitsamt, Fischereiverband, Kreisbauernschaft usw. Gefaßt wurde der Beschluß, die Planung des Straminke-Durchstichs zu verfolgen. Vor- und Nachteile wurden gegeneinander aufgewogen.

 

Fischerei: was passiert bei nenennswertem Einströmen von Salzwasser in den Bodden – negativ, also verschließbarer Durchstich und kein separater Flutkanal;

Landeskultur: ebenfalls verschließbarer Durchstich, guter Abfluß hoher Wasserstände im Bodden;

Verkehrsfragen, Wirtschaft: außerordentlich wünschenswert, das Erreichen der Ostsee würde um 35 km verkürzt werden, von Bedeutung für die Fischer in Barth und Zingst – Nothafen, Verbesserung für die Barther Industrie, jedoch keine Anlage eines innerhalb des Molenbereiches, jedoch vor dem Durchstich angelegten Liegehafens.

  • Es ist noch immer das alte Argument von 1735

 

Im Ergebnis der Beratung entstand im September 1935 im Wasserbauamt Stralsund-West ein umfangreicher „Erläuterungsbericht“, der viele technische Details enthält, die hier nicht referiert werden können.

Entworfen werde der Bau:

1. einer durch die Einfahrtmolen geschützten Reede,

2. eines Schiffahrtskanals von der See bis zum Bodden mit einer Kammerschleuse,

3. einer neu zu baggernden Fahrrinne vom boddenseitigen Ende des Kanals bis zum Zingster Strom und

4. der Vertiefung der Fahrstrasse vom Zingster Strom bis zum Hafen Barth.“ (23)

 

Zu den technischen Details nur so viel: Die Einfahrt muß außerhalb der Brandungszone bei einer Wassertiefe auch bei Niedrigwasser von mindestens 4 m liegen, das ist der Fall bei einer Molenlänge der Westmole von 630 m, der Ostmole von 550 m. Die Molen werden so gekrümmt, dass eine Einfahrtsweite von 75 m bleibt. Das annähernd dreieckige Hafenbecken bietet genügenden Schutz vor Unwetter und Platz für evtl. auf die Einfahrt in den Kanal wartende Schiffe. Die Tiefe des Kanals soll 3,20 nicht unterschreiten, bei einer Sohenbreite von 20 m und einer Spiegelbreite von 57,4 m, er wird von einem Deich begleitet mit einer Höhe von 2,50 m über dem mittl. Wasserspiegel. Die Schleuse hat eine Wassertiefe von 4 m, das Becken eine Breite von 10 m und eine Länge von 70 m. Die Straße Zingst - Müggenburg erhält eine Portal-Klappbrücke nach dem Muster der Brücke am Querkanal in Stralsund. Die Gesamtkosten werden auf 3 Mill. RM veranschlagt.Doch in der Nazi-Herrschaft lebte dass Projekt wieder auf.
Pläne zur Straminke Wiedereröffnung in einer Pressenachricht:
Der Landrat hat auf die Frage des Zuganges zum Meer, die Notwenigkeit des Durchstiches bei Straminke, gegen die keine Einwendungen erheben werden könne, betont. (vgl. 6)


1936 wurde der Ausbau des Bather Hafens zu einem Kriegshafen mit Zugang zur Ostsee durch die alte Straminke beschlossen und mit den Arbeiten begonnen.

 

Die Ausführung scheiterte, weil, wie es in der noch zu behandelnden Denkschrift von 1947 heißt, obwohl alle zivilen Stellen ihm zugestimmt hatten, die militärischen Stellen der Marine und Luftwaffe eine deutlich Vertiefung und Verbreiterung sowie Verlängerung der Molen verlangten, durch die die Kosten in eine nicht tragbare Höhe schnellten. Damit war das Projekt zum wiederholten Male gestorben.